Leonore Lerch

Psychotherapie Supervision Coaching

Psychodynamische Traumatherapie

Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) ist keine eigenständige Psychotherapiemethode, sondern ein Psychotherapieansatz, „der von [der Ärztin und Psychoanalytikerin]  Luise Reddemann [geb. 1943] zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelt wurde und sich daher insbesondere in der Behandlung von komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen, dissoziativen Störungen und Persönlichkeitsstörungen klinisch bewährt hat. PITT integriert Elemente von angewandter Psychoanalyse mit solchen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und imaginativen Verfahren sowie Prinzipien der Achtsamkeitsmeditation. Leitend ist das Konzept der Selbstregulation und Selbstheilung“.
http://www.luise-reddemann.info

Traumatherapie hat sich zunächst durch die Forschung an Holocaust-Opfern in den USA sowie an Opfern des Atombombenabwurfs 1945 in Japan entwickelt. Später kamen Untersuchungen an traumatisierten SoldatInnen aus dem Vietnamkrieg (1946-1975) hinzu. Im Rahmen der Frauenforschung (ab 1975) wurde entdeckt, dass Opfer von sexualisierter Gewalt vergleichbare psychische Störungen aufwiesen.

Sind Erlebnisse mit unerträglichem körperlichem oder seelischem Schmerz verbunden, kann die Seele sie oftmals nicht integrieren und schließt sie aus dem Bewusstsein aus. Die Verdrängung der Erinnerung an diese traumatischen Erlebnisse kann aber in späterer Folge zu erheblichen psychischen und psychosomatischen Erkrankungen führen.

Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie orientiert sich am Phasenmodell von Pierre Janet (1889), das von Judith L. Herman (1993) weiterentwickelt wurde und drei Phasen unterscheidet:

1. Stabilisierung (Sicherheit)
2. Traumabearbeitung (Erinnern)
3. Reintegration (Trauern und Integrieren)

Besondere Aufmerksamkeit wird der Stabilisierung des/der KlientIn beigemessen. Auf einer „innere Bühne“ als imaginärem Raum werden in der Vorstellung hilfreiche innere Bilder erzeugt; z.B. das Bild eines guten „Sicheren Ortes“, an den innere Persönlichkeitsanteile – oft verletzte Kind-Anteile, die wie „eingefroren“ immer noch im „Damals“ feststecken – gebracht werden können, um Schutz, liebevolle Zuwendung und Trost zu erfahren. Der Fokus der Traumabearbeitung liegt nicht auf dem (Wieder-)Erleben des traumatischen Ereignisses, sondern dem achtsamem Beobachten (Bildschirmtechnik, innere/r BeobachterIn). Aus dieser beobachtenden Distanz können die Trauma-Fragmente (Verhalten, Affekt, Kognitionen, Körpersensationen) zusammengefügt und integriert werden. Das Trauma kann so als ganzheitliche Gestalt erlebt und zu einer integrierten Erinnerung werden. Imagination ist sehr geeignet, auch den Körper in die therapeutische Arbeit mit einzubeziehen ohne ihn zu berühren, was ja für traumatisierte Menschen problematisch sein kann, ist doch der Körper der „Ort“ der Traumatisierung.